Gilllian White im Kunstmuseum Olten 2009

Der Tanz des Eisens

www.annelisezwez.ch      Annelise Zwez in Kunstbulletin Juni 2009

1968 gewann die 29jährige Anthony Caro-Schülerin Gillian White aus dem aargauischen Stilli den Wettbewerb für eine „Gewässerschutzplastik“ in Olten. Die popartig gewellte  farbige Wandarbeit ist  – etwas verblasst – noch immer an der Aare-Mauer.

Seither schuf die englisch-schweizerische Bildhauerin und Malerin eine Vielzahl oft monumentaler Werke;  Polyester-Skulpturen und Wandbilder in der Frühzeit, Eisenplastiken ab Mitte der 1980er-Jahre. Bedeutende Kunst am Bau-Werke tragen ihre Signatur, prägend hat sie sich den grossen  nationalen Freilichtausstellungen eingeschrieben.

Jetzt endlich – zu ihrem 70ten Geburtstag – findet die erste (!) Museums-Einzelausstellung statt; in Olten sinnvollerweise. Und dazu erschien die längst fällige Mongrafie „Dance in steel“. Die Ausstellung ist  nur punktuell retrospektiv.

Sie  beginnt schwerpunktmässig 1987 mit dem „Wellen-brecher“, einer Holz-Eisen-Skulptur, die den Neubeginn und die Rückbesinnung auf Anthony Caro nach dem Tod ihre Partners, des Bildhauers Albert Siegenthaler, markiert. Das weich Fliessende wird nun strenger, an die Stelle von Wind und Wolken treten Rhythmen und Proportionen, die Bezug nehmen auf astronomische und mathematische Parameter.

Gleichzeitig spielen die Skulpturen mit der Magie des Tanzes,  meiden raffiniert den rechten Winkel und verneigen sich vor der Sonne. Seit den 1990er-Jahren entstehen vermehrt Kleinplastiken, vielfach auf der Basis linien-betonter Stahl-Bänder, die durch ihren repetitiven, federartigen Einsatz und durch Farb-Akzente Bewegung und Leichtigkeit ausdrücken und den Raum choreographisch bespielen.

Sie nehmen in Olten neben wenigen grossen Plastiken breiten Raum ein, ebenso wie die in den letzten Jahren geschaffenen, malerisch-konstruk-tiven Bild-Reliefs. Das Buch hingegen betont  in der Bildauswahl die Interaktion von Gillian Whites meist vielteiligen Cortenstahl-Skulpturen mit der Natur einerseits, der Architektur andererseits und vervollständigt so den Blick auf das Gesamtwerk einer der wenigen, grossen Schweizer Bildhauerinnen ihrer Generation.

Kunstmuseum Olten. Bis 21. Juni
„Tanz in Eisen“, Monografie (englisch/deutsch), Verlag Scheidegger&Spiess. Texte von Uli Däster, Jochen Hesse, Sabine Altorfer, Frieda Vogt, Anne Bonstein, Erica Pedretti. Ausstellungspreis: 59 Franken.