Marianne Engel Mondavi Prize und Wettingen 2009

Auf den Spuren des Wundersamen

www.annelisezwez.ch      Annelise Zwez in züritippp vom 8. Januar 2009

Die Foto- und Objektkünstlerin Marianne Engel startet unter einem guten Stern ins 2009; sie erhält am 8. Januar den Robert Mondavi Art Prize und hat am 18ten Vernissage in Wettingen.

Am liebsten möchte sie in einem grossen, alten Haus am Waldrand wohnen, Pilze züchten, Kaninchen halten und Lichtbäume pflegen. Die 1972 geborene Foto- und Objektkünstlerin ist auf der Suche nach dem Wundersamen, dem Licht, das Andere nicht sehen, dem Lebendigen, das sich nur dem Schauenden zeigt. Und das als Naturwissenschafterin!

Marianne Engel fotografiert seit ihrer Weltreise von 1993 – schon damals waren es nicht Dokumentaraufnahmen, die sie interessierten, sondern Ufos und andere Lichtphänomene im Dunkel der Nacht. Doch sie studierte daraufhin nicht Kunst, sondern Biochemie; freilich ohne Absicht später als Biochemikerin zu arbeiten. Aber der Wunsch, geheimes Leben sichtbar zu machen – als Phänomen wie als Gefäss für die Imagination –  ist ein roter Faden in ihrem Schaffen. Nie habe sie den Fehler gemacht, Fotografie zu lernen, sagt die  in Zürich und Mandach lebende Künstlerin. Erfahrung, Intuition und Vision leite sie im Umgang mit ihrer Hasselblad respektive Rolleiflex.
 
Die quadratischen Fotos zeigen Natur im weitesten Sinn –  ein verfallenes Waldhaus in violettem Licht, eine weisse Eule, ein Fliegenpilz, ein Wasserfall, ein Blumenmeer, Leuchtbakterien, Glühwürmchen, Blitzlichter. Die einen lassen sich konstruieren, die anderen muss sie finden – unterwegs mit sich selbst; ein Auge nach aussen, das andere nach innen gerichtet.

Weil Finden nicht programmierbar ist, schafft die Künstlerin auch Objekte, welche das Wundersame gleichsam in sich tragen, fluoreszierende Baumwurzeln zum Beispiel. Mit dem Projekt einer „schwirrenden Hütte“ hat sie 2008 die Jury des Robert Mondavi Art Prize überzeugt. Das inzwischen realisierte Häuschen mit durchlöcherten und zeitweise von innen beleuchteten Rundhölzern soll Wildbienen und anderen (Traum)-Flugobjekten Einschlupf bieten. Ein Leuchtkasten wird das Projekt in der Kurzausstellung zur Preisübergabe in Kombination mit einem Licht-Schrank zeigen. 

Das Inszenieren von Zwischenwelten ist nicht neu, in einer Co-Produktion mit Nicole und Nadine Schwarz entstand 2007 ein Licht-Spiel, das weiss gekleidete Kinder im Spiel mit der Natur  in dunklem Wald zeigt. Das Video wird in Wettingen Fokus sein.

Marianne Engels Arbeiten tendieren zum „Outside“, sind aber gleichwohl eng vernetzt mit dem derzeitigen Kunstklima, das nicht zuletzt das Unerklärliche neu entdeckt. Was Engel charakterisiert, mag ihre zwischen Naturwissenschaft und Spiritualität beheimatete Position, fernab aller Ironie, sein.

Galerie Rotwand, Zürich, 9. bis  13. Januar
Galerie im Gluri Suter Huus, Wettingen, 18. Januar bis 15. Februar (mit Marc Zeier) 

Bildlegende:  Marianne Engel in ihrem Atelier im Souterrain eines Mehrfamilienhauses an der Birmenstorferstrasse in  Zürich. Bild: azw