Museum PasquArt eroeffnet Fenster zur Sammlung

Im Blick: Markus Raetz

www.annelisezwez.ch   Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 1. Juli 2009

Die Sammlung des Museums Pasquart fristete bisher ein ziemlich trostloses Dasein im Depot. Heute abend  nun wird ein Fenster geöffnet – mit Blick auf Werke von Markus Raetz.

Die „Stiftung Kunstsammlung Pasquart“ steht am Anfang der Bemühungen um ein eigenes Bieler Museum. Biel müsse einen Ort haben, um seine Sammlungen zu zeigen, warben Andreas Meier, Andreas Schärer, Hans Dahler und andere in den 1980er-Jahren um die Gunst der Politiker. 2010 werden es 20 Jahre sein, dass das alte Pasquart eröffnet wurde und 10 Jahre seit der Einweihung des Diener&Diener-Baus.

Inzwischen ist das Museum Pasquart eher eine Kunsthalle als  ein Museum; die eigenen Werke kamen in letzter Zeit nur selten aus den Depots ans Licht. Hinter den Kulissen wuchsen die städtische Sammlung zum einen, die von der Stiftung Kunstsammlung Pasquart betreute Kollektion zum andern, aber nichtsdestotrotz. So wurde zum Beispiel 2005 eine Gönnervereinigung gegründet, die dem Museum Pasquart einen Ankaufs-Etat garantieren sollte. Ganz so einfach war es dann nicht, die Bieler zu einem Jahresbeitrag von 1000 Franken zu bewegen. Aber der privaten Stiftung stehen doch immerhin 35- bis 40 000 Franken jährlich zur Verfügung.

Angekauft wurden damit in den letzten Jahren unter anderem Werke von Markus Raetz, Rémy Zaugg, Francesca Gabbiani, Klaudia Schifferle, Stéphane Zaech, Victorine Müller u.a.m. Angemerkt sei, dass die städtische Kunstkommission  parallel und unabhängig davon Kunst aus der Region erwirbt und zwar mit einem Jahresetat von 100 000 Franken. Die Pasquart-Sammlung umfasst heute rund 1300 Werke und das Haus wurde nicht zuletzt deswegen 2008 in den Verband der Schweizer Museen aufgenommen.

Doch was soll eine Sammlung, die im Dornröschenschlaf liegt? Wie sollen weitere Gönner und Gönnerinnen angeworben werden, wenn die Werke in den Keller wandern, wie mögliche Donatoren animiert werden, dem Museum Werke zu schenken oder als Dauerleihgaben zu überlassen? Ein schwieriges Unterfangen, was sich darin zeigt, dass das Museum Pasquart im Vergleich mit anderen Häusern in den letzten Jahren nur vereinzelt namhafte Schenkungen entgegen nehmen durfte.

Endlich hat sich die zur Zeit von Heidi Schwab präsidierte Stiftung Kunstsammlung nun einen Ruck gegeben und bei der das Centre Pasquart als Ganzes überdachenden Stiftung Pasquart durchgesetzt, dass im Hochparterre des Museums ein nicht mehr benutzter Raum angepasst und geöffnet wird, um fortan zumindest einen kleinen Blick in die Sammlung zu gewähren und diese damit verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Dass sich die Sammlung national  keineswegs  zu verstecken braucht, zeigt die erste Präsentation ohne wenn und aber. Im Besitz der Stiftung befinden sich zum Beispiel nicht weniger als sechs Skulpturen respektive Portfolios des Berner Internationalen Markus Raetz (geb. 1941). Kein Wunder wählte der 10-köpfige Vorstand mit Andreas Meier, Alfred Maurer, Carla Aeschbacher, Ueli Schärer  und neu auch Adrian Brönnimann, Michael Weissberg und anderen als erstes dieses Konvolut als Blick-Fang.

Neben der bekannten „Form im Raum“ (Mickey) und dem „Looking glass“ gehört noch nicht sehr lange auch der „Torso selbdritt“ – eine „Wandzeichnung“ aus feinen Ästen mit sehr persönlichem Hintergrund dem Pasquart. Brandneu ist  hingegen die Schenkung des 17-teiligen Heliogravur-Zyklus „nowhere“ (now here) durch den dem Pasquart schon immer gewogenen Künstler, der seine Kindheit in Büren an der Aare verbrachte. Erinnert sei an die wunderbare Installation seiner metamorphotischen (sich je nach Standort wandelnden) Skulpturen in der Salle Poma im Jahr 2001.

Der neue Sammlungsraum bietet mit der seine Bürovergangenheit immer noch verratenden Architektur kein atmosphärisch ausserordentliches Kunsterlebnis, aber er ist mehr als nichts und „erst ein Anfang“, wie Heidi Schwab betont.