Pascal Danz bei Silvia Steiner in Biel 2009

Suchen was übrig bleibt

 www.annelisezwez.ch    Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 8. September 2009


Bereits zum fünften Mal stellt Pascal Danz bei Silvia Steiner in der Seevorstadt aus. “Remainings“ ist der Titel der nicht ganz unproblematischen Schau.

Der Berner Pascal Danz gehört zusammen mit dem ebenfalls aus Bern stammenden Uwe Wittwer und dem in Murten arbeitenden Alois Lichtsteiner zu jenen Schweizer Künstlern, die in den letzten Jahren den Sprung in den internationalen Kunstmarkt geschafft haben. Alle drei hat  Galeristin Silvia Steiner in ihren Anfängen gefördert.

Wenn sich das in der aktuellen Ausstellung des mittlerweile 48-jährigen Pascal Danz nicht nur positiv zeigt, so ist das wohl ganz einfach realistisch zu betrachten. An repräsentative Ausstellungsräume gewöhnt, malt Danz inzwischen nicht nur, aber vor allem grossformatig. So, dass die Hochformate in der Galerie an der Seevorstadt nicht mehr gehängt werden können, sondern nun halt auf Schaumgummi auf dem Boden stehen und an die Wand lehnen. 

Nicht, dass man die einer Art Nach-Bild ähnelnden Sicht auf Hongkong nun nicht estimieren könnte, aber sie verdeutlichen ungewollt, dass die seit 1967 in identischer Form genutzten Galerie-Räume halt nicht mehr heutigen Standards entsprechen. Etwas, das Silvia Steiner sonst durch geschickte Bildwahl und geübte Inszenierungen trefflich cachiert.

Es kommt hinzu, dass in der Titel gebenden Hauptausstellung ausschliesslich Bilder aus den Jahren 2005/2006 zu sehen sind. Nicht, dass das Neueste immer das Beste wäre, aber es suggeriert halt doch irgendwie die Galerien-Hierarchie des bei Haunch and Venison (Zürich/London/New York), bei Blanc Pain Art Contemporain (Genf) und andernorts ausstellenden Künstlers. Kurzum, der Ausstellung mangelt es etwas an jenem spür- und sichtbaren Eingehen auf gerade diese und keine andere Ausstellung.

Für ein anderes Moment kann man den Künstler nicht belangen. Danz beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit den Veränderungen von Bildern durch subjektives Betrachten. Er geht dabei nicht vom Realbildern aus, sondern von mediatisierten, neuerdings auch eigenen, unscharfen Handy-Fotografien. Bekannt geworden ist Danz  so unter anderem mit Bildern von geschichtsträchtigen Orten – zum Beispiel dem Balkon, von welchem aus 1972 das Blutbad an der Olympiade in München ausgelöst wurde. Das heisst die Bilder erzählten oft eine versteckte Geschichte.  Auch in der letzten Ausstellung in Biel (2005) war das noch so. Da war unter anderem ein Bild von Putins Hund (ohne den Meister) zu sehen.

Das hat Danz nun hinter sich gelassen und vertraut ganz auf die eigene Geschichte, die eigenen Wahrnehmungen. „Ich male was in meiner Erinnerung übrig bleibt“,  sagt er. Dieses Vorgehen ist von seiner Karriere her verständlich, macht es aber schwierig, seine Bilder vom Mainstream an Kunstwerken zu unterscheiden, die, meist mittels PC-Software, Bildveränderungen thematisieren, insbesondere im Bereich Unschärfe. Dass er früher als die meisten damit begann und deutlicher als Maler und mit malerischen Mitteln arbeitet, kann zwar bedacht, aber  nicht auf den ersten Blick gesehen werden. Dies umsomehr als Städte-Skylines ein vielbeackertes Themenfeld sind.

Es ist darum gut möglich, dass er nicht zuletzt deswegen diese Thematik in den letzten zwei Jahren wieder verlassen hat,  deutlich gegenständlicher wurde, Figürliches neu entdeckt hat, aber das ist in der Bieler Ausstellung nicht zu sehen; hier dominiert die Landschaft – sei es die Städte-Landschaft, ein Wasserfall oder auch Traditionelles auslotende kleine  „English landscapes“.

Info: Die Ausstellung dauert bis 3. Oktober und ist Mi, Do, Fr 14-18, Sa bis 17 Uhr geöffnet. Apéro mit dem Künstler: So, 20. Sept. 11-13 Uhr.

„Remainings/Hongkong“,Tinte auf Papier, 200 x 145 cm, 2005. Bild: azw