Berner Kunstmonographien 2010/11
5 x 20 000 Franken für Kunst in Buchform
www.annelisezwez.ch Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 5. Januar 2011
Alle zwei Jahre schreibt die Kommission für Kunst und Architektur des Kantons Bern einen mit 100 000 Franken dotierten Wettbewerb für fünf Beiträge an monographische Kunstpublikationen aus. 2009 zeichnete sie folgende Berner Kunstschaffenden aus: Haus am Gern (siehe sep. Text), Vincent Chablais, Heidi Künzler, Peter Gysi, Hans Stalder.
Ende 2010 sind die Bücher nun erschienen. Dasjenige von Haus am Gern in Form eines Schubers gehalten, jenes zum reduziert-konstruktiven Schaffen von Heidi Künzler in traditioneller Buchform. Das zum Ex-Bieler Peter Gysi zeigt sich ganz in schwarz und ist so präzise gestaltet, dass es eine Freude ist. Jenes zu Hans Stalders kleinformatiger, Pop Art-verwandter Malerei hingegen ist eher katalogartig.
Neben der grafischen Gestaltung und dem Umgang mit dem Bildmaterial, entscheiden auch die interpretierenden Texte über die Qualität eines Buches, umsomehr als sie in gedruckt viel eher gelesen werden als digital auf einer Website. In den vorliegenden Publikationen gibt es ebenso Überzeugendes wie Langweiliges. Ein Flop ist unserer Ansicht nach der Text des Ex-Berner-Kunsthallen-Leiter Ulrich Loock zu Peter Gysi.
Der kunsthistorisch-trockene Text vermittelt den Eindruck, Gysis Werk sei zwar eigenständig, aber halt doch nur ein Abglanz der Konzept- und Minimal Art der 1970er-Jahre. Gut widersprechen dem die beiden anderen Beiträge im selben Buch unter Verweis auf experimentelle und humoristische Momente. Jener von Andreas Meier ist möglicherweise sogar einer der assoziationsreichsten und köstlichsten, die der in Biel bestbekannte Kunsthistoriker je geschrieben hat. Man spürt, dass Meier und Gysi schon in den 1980er-Jahren Verbündete waren.
Ähnlich wie man auch dem einfühlsamen und subtilen Text von Sibylle Omlin zu Vincent Chablais anmerkt, dass die Schreibende nicht nur das Werk Chablais kennt, sondern auch den Menschen dahinter.
Durchaus der Position zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit entsprechend, präsentieren sich die drei Texte von Josef Helfenstein, Fanni Fetzer und Pedro Lenz im Buch Stalder als äusserst widersprüchlich, wobei Lenz wohl besser bei seiner literarischen Sprache geblieben wäre als sich in Kunstinterpretation zu versuchen. Dorothea Strausss Begleittext zu Heidi Künzler schliesslich ist solide, aber wie das ganze Buch nicht eben inspirierend; leider.