annelisezwez.ch Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 12. Mai 2011focuz
An seiner 120ten Generalversammlung präsentierte der Kunstverein Biel Strategien, um vermehrt ins Rampenlicht zu treten. Auch wenn ein Kopf an der Spitze zurzeit fehlt.
Die bereits aufgeschaltete neue Website und eine aktivere Vermittlung der eigenen Aktivitäten wie Aktion Miete, Prix Kunstverein, Jahresblatt, Weihnachtsausstellung und „xmas+“, „Cinéart“, Museumsnacht und mehr, soll den Kunstverein Biel wieder vermehrt wahrnehmbar machen. Auch eigene Ausstellungen, eine Dokumentations-stelle für Kunstschaffende, eine Newsletter, gar eine Kunstbibliothek figurieren seit der „Retraite“ des Vorstandes im Frühling 2010 im „Visionspapier“ des 1150 Mitglieder zählenden Vereins.
Vor der Gründung des Centre Pasquart war der 1891 gegründete Kunstverein Biel die zentrale Trägerschaft der Kunstaktivitäten in Biel und noch in den 1990er-Jahren genossen die Ausstellungen in einem Seitenflügel des alten Pasquart-Spitals hohe Beachtung (Mirjam Beerli, Thomas Rutherford, Monika Rutishauser, Valentin Hauri etc.) Ab 2000 stellte der Verein die „Förderung des Centre Pasquart“ ins Zentrum seiner Aktivitäten und wurde damit etwas „aufgefressen“, das heisst nach aussen wurde nicht mehr explizit wahrgenommen, dass – zum Beispiel – die Weihnachts-ausstellungen eine Veranstaltung des Kunstvereins sind. Was eine Verringerung des Interesses an einer Mitgliedschaft mit sich brachte.
Als 2008 die Brainstore-Managerin Nadja Schnetzler zur Präsidentin gewählt wurde, ging ein neuer Wind durch die Strukturen. Auch wenn sich Schnetzler aus gesundheitlichen Gründen allzu bald wieder zurückziehen musste, geht die aktuelle Kommunikations-Offensive auf ihre Initiative zurück. Insbesondere die an der von Hardy Gysin geführten GV erlebbare Aufteilung der Aktivitäten auf den 12köpfigen Gesamtvorstand präsentierte sich als Wille, etwas zu bewirken.
So sprach etwa Noémi Sandmeier zur Aktion Miete, die heuer nicht zuletzt dank „Auktionator“ Fredie Beckmans guten Erfolg hatte und durch Ankäufe von Mietenden, die ihre Werke nicht mehr zurückgeben wollten, ein Plus von 23’500 Franken für Neuankäufe in die Kasse spülte. Erwähnt sei hier auch die Schenkung von Roland Quartier; er vermachte dem Verein unter anderem ein sehr schönes Blatt von Friedrich Kuhn, eine Zeichnung von Max von Moos und einen Linolschnitt von Meret Oppenheim.
Im Weiteren informierten Jerry Haenggli und Franziska Beck zur „neuen“ Weihnachtsausstellung, welche 2011 erstmals von den Berner Kunsthäusern von Thun über Bern bis Moutier gemeinsam veranstaltet wird. Da die Details noch nicht bekannt sind, wird hiezu die Diskussion wohl erst noch kommen.
Zu reden gab hingegen die von Romeo Burkhalter präsentierte Idee, wieder mit eigenen Ausstellungen an die Öffentlichkeit zu treten, zum Beispiel, um die mit dem „Prix Kunstverein“ Ausgezeichneten (2010 Aurélie Jossen), stärker zu fördern, aber auch eine Plattform für Bieler Kunstschaffende zwischen Off-Spaces und Museum zu bieten. Dies wurde aus dem Publikum als finanziell unrealistisch, ja gar ein wenig als „Verrat“ an der Partner-Idee mit dem Centre Pasquart kritisiert. Die Sache sei noch nicht ausgereift, beschwichtigte der Vorstand, es gehe nicht um Konkurrenz, eher stünden Kollaborationen mit der visarte, dem Lokal-int., Interventionen im öffentlichen Raum zur Diskussion und vielleicht biete ja auch der kommende Wechsel in der Direktion des Kunsthauses Möglichkeiten.
Eine Knacknuss konnte die GV noch nicht abhaken: Die Nachfolge von Nadja Schnetzler. Ad interim führt Judith Luks den Verein, doch die anvisierte Idee eines Co-Präsidiums mit Ueli Aeberhard zerschlug sich angesichts der Erkrankung des Letzteren leider. Eine Alternative konnte bisher nicht gefunden werden. Hingegen wurden für zwei Zurücktretende Ersatz gefunden: Mit Akklamation in den Vorstand gewählt wurden Isabelle Hofer-Margraitner und Marcel Freymond. Dass sich mit Letztgenanntem fortan ein junger Bieler Künstler im Kunstverein engagiert ist positiv. Last but not least wird es einen Wechsel im Sekretariat geben: Hannah Külling will ihre Ausbildung als Szenographin an der ZHdK mit einem Doktoratsstudium vervollständigen und wieder vermehrt als Künstlerin auftreten.