Ursula Hirsch Gespräch im Atelier 2008

Die Kunst der Kommunikation

www.annelisezwez.ch     Annelise Zwez im Bulletin der Visarte Zürich Sept. 2008

In einem grün umrankten, einst als Schmiede genutzten Backsteinbau neben dem Bahnhof Wiedikon befindet sich das Atelier von Ursula Hirsch. Seit 13 Jahren schon und nie würde sie es freiwillig preisgeben. Was darin an Kunst entsteht, hat äusserlich mit Architektur und Skulptur zu tun, inhaltlich mit Lebens- und Beziehungsmustern. Im Mittelpunkt stehen „soziale Kommunikations-Skultpuren“.

Am  Wochenende vom  11. Juli hat Ursula Hirsch ihr Schaffen quasi in die Tat umgesetzt: Sie lud die Mitglieder der Visarte Zürich und der Architektengemeinschaft Zürcher Bildhauer (AZB) zum Werkgespräch ein und die Öffentlichkeit in den folgenden zwei Tagen ins „offene Atelier“. Ihr Kommentar in einem Mail vom 14. Juli: „Am Freitagabend ist eine warme Sympathiewelle regelrecht auf mich übergeschwappt. Eine wunderbare Vorbereitung für die zwei folgenden Tage war das, die mir einen wahren Ansturm von Bekannten und auch vielen neuen Gesichtern beschert hat.“

Der Erfolg war nicht gratis. Gemeint ist damit nicht die grosszügige Bewirtung und das vorsorgliche Errichten eines Zeltes, sonderen die Vorbereitung. Ursula Hirsch hat nicht nur ihr Atelier aufgeräumt, sondern auch Vorbereitungsgespräche geführt, Bewusstseinsarbeit  geleistet und eine Moderatorin für das Gespräch engagiert. Damit ihr die Worte nicht im Hals stecken bleiben. Das ist geglückt und so erlebten die gut 25 Teilnehmenden eine unerwartet eloquente Ursula Hirsch, die  eindrücklich zum Ausdruck brachte, was sie in einem Nebensatz formulierte: „Ich bin der grösste Fan meiner eigenen Arbeiten“.

Förmlich spürbar war das Feuer, mit dem sie eine vor einigen Jahren ausgeführte Kunst am Bau-Arbeit (Primarschulhaus Rütihof) auf ihr durchdachtes Farb- , Licht- und Bewegungskonzept bis zur integrierten Sechserbox hin erläuterte. Zu „hören“ war aber  auch die Wehmut, dass eine kürzlich eingereichte Wettbewerbs-Arbeit, die nach der Meinung der Anwesenden, die Idee von Kommunikation, Lichtführung und Integration in die (Schulhaus)-Architektur eindrücklich umsetzte, nicht in die zweite Runde kam. Das latente Seufzen im Raum sagte ohne Worte, dass die meisten der anwesenden KünstlerInnen das auch kennen.

Deutlich machen konnte Ursula Hirsch, dass ihre Arbeiten nicht auf formale Aspekte reduziert werden dürfen, dass es nicht einfach um farbige, skulpturale Architektur  geht, sondern hinter jedem Werk eine intensive inhaltliche – vielleicht sogar philosophische –  Dimension steckt. So ist die Zweier-Plattform für Schachspieler nicht dasselbe wie die Vierer-Kombüse für Begriffs-Jongleure. Das jüngste, sich in spannender Weise auf innerräumliche Momente ausweitende Hausmodell erweitert die symbolischen Aspekte von Skulptur als Haus und Haus als Körper.

Beeindruckt zeigten sich die Anwesenden auch über sich abzeichnende, neue Tätigkeitsfelder, wie zum Beispiel der Einbezug von Pflanzen – nicht einfach als Pendant zu früher schon verwendeten Ornamenten – sondern erneut als Sinnbilder für Körper, Skelett und Gehirn in Wechselwirkung mit Mass und Zahl. Wobei, so konnte man anhand von Beispielen sehen,  farbliche reduzierte Fotografien das Netzwerkartige und das Skulpturale zugleich betonen.
Summa summarum: Das Ateliergespräch ist immer noch eine gute Sache, die es in vielfach überraschender Weise erlaubt, Motivationen, Intentionen, Visionen von Kunst Schaffenden zu ergründen.