Virginia Buhofer zum 70sten Geburtstag 2002

Bilder als vitale Zeichen von Farbe und Form

www.annelisezwez.ch  Annelise Zwez in Aargauer Zeitung vom 15. März 2002


Die Bilder, welche die „Neue Galerie 6“ in Aarau aus Anlass des 70. Geburtstages von Virginia Buhofer zeigt, erübrigen die Frage nach dem Befinden. Denn die Künstlerin ist in ihrem malerischen Schaffen so vital, farbbewusst und ausdrucksstark wie seit Jahrzehnten.

Virginia Buhofer-González ist eine der grossen „Klassikerinnen“ der Kunst im Aargau. Mit 26 Jahren kam die am 26. März 1932 geborene Spanierin an der Seite von Frédéric Buhofer nach Aarau. Im Prado in Madrid hatten sie sich kennengelernt – der Kulturkritiker und die junge Malerin. Gespräche über Kunst und Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart prägte ihr Zusammensein damals, und heute noch immer. Im Rucksack mitgebracht hat Virginia Buhofer aber auch die „klassische Moderne“, mit Picasso als Fahnenträger. Eine professionelle Malerin wurde sie indes, Jüngere mögen es kaum glauben, erst im Aargau.

Eine Privatlehrerin suchend, stiess sie auf die 24 Jahre ältere Ursula Fischer-Klemm, die damals bereits eine bekannte Künstlerin war. Das trug Virginia Buhofer zeitlebens das Etikett „Schülerin von UKL“ ein. Im abwertenden Sinn zu Unrecht. Denn in der Enge der hiesigen Verhältnisse waren die Unterrichtsstunden in Dottikon Feuer für beide Frauen. Das künstlerische Formbewusstsein der Einen, das Wissen und das Temperament der Anderen gaben sich gegenseitig Impulse.

1967 stellt Virginia Buhofer zum ersten Mal aus; in der damals von Vreni Simmen und Dora Zinniker mit grossem Engagement geleiteten Galerie 6 in Aarau. Sie wurde zur „Haus-Galerie“ der Künstlerin. Dass sie nun den 70. Geburtstag mit einer Ausstellung im selben, heute nur noch sporadisch genutzten Keller an der Milchgasse feiert, hätte fast so etwas wie tragischen Charakter, wären da nicht die bedeutenden Ausstellungen, die in den letzten Jahren im Rathaus in Aarau, im Schützenhaus in Zofingen und vor allem im Gluri-Suter-Huus in Wettingen stattfanden.

So spiegelt die Ausstellung in Aarau eher die beiden Seiten der Künstlerin – die Treue und die Liebe zu Aarau, ihre nach Aussen stets zurückhaltende, bescheidene Art auf der einen Seite und das in Farben und Formen gepackte Feuer, das ihre Werke ausstrahlen auf der andern. Satte, dunkle Rot im Dialog mit aufgebrochenem Schwarz – wer anders könnte das so malen!

Bereits die erste Ausstellung von 1967 zeigt zugleich figürliche wie abstrakte Arbeiten. Es sei ihr, so sagte sie einmal in einem Gespräch, nicht um Figur oder Nicht-Figur gegangen, sondern darum, in der Ungegenständlichkeit den Farben und den Formen von innen heraus mehr Intensität zu verleihen. Und das ist ihr wahrlich gelungen. Nichts charakterisiert die nuancenreiche Entwicklung ihres Werkes so sehr wie die Gleichzeitigkeit lebendiger Peinture und spannungsvoller Komposition.

Serge Poliakoff hat sie hierbei zweifellos beeinflusst, doch es ist auffallend, dass der Wandel zur Ungegenständlichkeit im Aargau praktisch gleichzeitig auftritt bei Virginia Buhofer, bei Ursula Fischer-Klemm, bei Peter Hächler, bei Roland Guignard und wohl anderen mehr. Auch wenn Virginia Buhofer im Aargau als bedeutende Malerin anerkannt ist, so sollte doch ihr 70. Geburtstag Anlass sein, die Wichtigkeit ihres Werkes für die Kunstgeschichte des Aargaus differenzierter aufzuarbeiten.

Die in den letzten Jahren entstandenen Werke, die nun in der Neuen Galerie 6 zu sehen sind, zeigen nicht nur die ungebrochene, feurig-beglückende Kraft der Künstlerin, sondern in den besten Arbeiten auch eine bisher vielleicht nie erreichte, innere Freiheit, die es der Künstlerin schelmisch erlaubt, da und dort Figürliches zurückzuholen, gar „Kleidungsstücke“ als Formen in den Wind zu hängen.

Neue Galerie 6, Milchgasse 35, Aarau: Virginia Buhofer, Malerei. Bis 6. April. Do/Fr 17 – 20, Sa 14 – 17, So 10 – 12 Uhr.