Bruno Jakob Kunsthaus Langenthal 2007

Invisible Paintings

Annelise Zwez, Kunstbulletin 11/07


Malerei in grösstmöglicher Differenz bestimmt die Ausstellung von Bruno Jakob (geb. 1954) und Christine Streuli (geb. 1975) im Kunsthaus Langenthal. Während die Biennale-Künstlerin mit der Bilderflut von Jahrhunderten tanzt und Farben und Formen in zeitgenössischem Barock hinschmettert, entzieht sich der seit 1983 mehrheitlich in New York lebende Aargauer jeglichem Abbild und malt „invisible paintings“ – mit Wasser, mit Energie, mit Gedanken, mit Dampf, durch Berührung.

Das Paradoxe: Jakobs weisse, seltener farbig grundierte Papiere und Leinwände generieren mehr Geschichten als die orchestrierten „grandes décorations“ Streulis. Dies, weil Jakobs seit 30 Jahren praktizierte „invisible paintings“ nicht einseitig aus der Konzeptkunst gewachsen sind. Gevatter stehen ihnen ebenso die „Spuren-Sucher“ der 1970er-Jahre.

Auch Jakob setzte damals Papiere der Natur aus und liess sie für ihn „malen“. Wie die Installation „Amden“ (2002/07) zeigt, macht er das heute noch, doch primär übernahm er das Szepter selbst und malte Bilder … mit Wasser.

1991 zeigte sie das Aargauer Kunsthaus erstmals auf Museumsebene. Das Nachhaltige daran waren die „romantischen“ Titel wie „ Ein totes Kind sucht sein Grab“, die in geradezu schmerzender Diskrepanz zur „Leere“ der Blätter standen. 

Daran erinnert in Langenthal der Zyklus „7 Days of Death/at the Grave“ (1989/94), der den Tod der Mutter des Künstlers zeigt. Nicht nur mit Wasser gemalt, sondern ausgefächert durch Bilder, die „geimpft“ sind mit Gedanken, mit der Energie des Raumes.

Eine in den Zyklus integrierte, mattschwarz-weisse Fotografie, die den Künstler zeigt, wie er ein Blatt Papier am Totenbett mit der Mutter „sprechen“ lässt, zeigt die präzise Vorsicht, mit welcher Jakob arbeitet.

Sei es in „Happy Nothing: Still Collecting“ (1990/98) – eine in vier Tisch-Vitrinen präsentierte Auswahl an bewusst gewählten Formaten auf unterschiedlichen Trägern oder in dem für Langenthal entstandenen Labor „My Paintings“, das quasi das Basis-Material zeigt – Becher gefüllt mit Wasser von Amden, von Aarburg, mit Tränen; Papiere, Kleeblätter, Notizbücher, Pinsel, eine Pfanne mit Wasser (teilweise verdampft).

Und dies thematisch in Verbindung mit einer Fotografie, die den Künstler zeigt, wie er einem Pferd eine Leinwand hinhält, um seine Gedanken aufzufangen.