Hans Schweizer Retrospektive Museum Olten 2007

Betonung des Frühwerkes

Annelise Zwez, Kunstbulletin 11/07


Die Retrospektive des Appenzeller Malers Hans Schweizer (*1942) stellt die Frage: Was ist wichtiger – einmal mit den richtigen Werken am richtigen Ort sein und damit Furore machen oder künstlerisches Schaffen lebenslang vorantreiben, um schliesslich auf ein kohärentes Gesamtwerk zurückblicken zu können?

Für beides gibt es Argumente; sicher ist, dass Hans Schweizer letzteres vertritt und das Museum Olten sich nicht zuletzt dadurch Profil gibt, diese Künstler zu zeigen.

Hans Schweizer gehört in den 1970er-Jahren zusammen mit Roman Signer, Bernhard Tagwerker u.a. zu den Treibkräften einer zeitgenössischen Ostschweizer Kunstszene. Entscheidend ist ein Aufenthalt in Kanada (1971-1975), der seinem damals der Pop Art respektive dem Hyperrealismus verpflichteten, zeichnerischen Werk eine Dimension der Weite gibt.

Die Retrospektive setzt Akzente bei diesen 1970er-Jahren mit ihren Telefonkabinen, Holzkisten, Waldstücken, Porträts und Fernfahrern einerseits und Bildern der letzten Jahre andererseits. Sie verlinkt dadurch den einstigen Realismus mit den malerisch-monochromen Vervielfachungen von Fussballern, Hooligans, Personenwagen sowie touristisch genutzter Landschaften mit Kanufahrern, Rettungs-Helikopter etc. von heute.

Sichtbar wird dadurch auch der unterschwellige Einfluss der Appenzeller Volkskunst mit ihren All Over und ihren „filmischen“ Erzählbändern. Das frühe Landschaftsbild „Hamm“ von 1959 gibt hiezu quasi die Initialzündung.

Im Vergleich dazu werden die Epochen der 1980er- und 1990er-Jahre nur angetippt, was für Nichtkenner des Gesamtwerkes da und dort zu einer ungünstigen Abwertung serieller Zyklen wie zum Beispiel den zwischen Realismus und Apokalypse changierenden Eisenbahn-Zügen führen kann. 

Gesamthaft vermag die Übersicht aber dennoch aufzuzeigen wie die scheinbar sehr verschiedenen Kapitel des Werkes – auch der abstrakten Tendenzen der frühen 1980er-Jahre – einen inneren Zusammenhalt aufweisen und den Begriff des Lebenswerkes mit Sinn füllen.