Alfred Wirz bei Silvia Steiner

Bis die Farbe und die Landschaft eins sind

www.annelisezwez.ch, Bieler Tagblatt, 31. Mai 2008

Landschaften und Stilleben sind die klassischen Themen von Alfred Wirz. Doch im Malprozess werden die Aussenbilder zu Innenbildern. Zu sehen ab 31. Mai in der Galerie Silvia Steiner.

„Ich bin froh, dass alles schon gemalt ist, so brauche ich kein Avantgardist zu sein“, sagt der 56jährige Basler Künstler mit Wohnsitz im burgundischen Montmélar. Konkret heisst das, er malt Landschaften und Stilleben, obwohl man ihn damit als ewig Gestrigen abstempeln könnte. Alfred Wirz ist ursprünglich ein Aargauer und von diesen sagte der einstige Direktor des Aargauer Kunsthauses, Heiny Widmer, schon in den 1970er-Jahren, sie seien „lislige Sieche“. Alfred Wirz hat sich genau dieses, heute anachronistische, Moment des Stillen und in sich Gekehrten bewahrt.

Dennoch ist er ein zeitgenössischer Maler. Illustrieren kann man das mit einer Begebenheit. 2006 entstanden nur wenige Bilder; ein paar sind in der Galerie Silvia Steiner zu sehen. Sie zeigen, für Wirz ganz ungewöhnlich, vordergründig-erzählerische Landschaften, eine Allee mit lichtdurchfluteten Sträuchern zum Beispiel. „Ich kam nicht weiter damals“, sagt er und ergänzt, „zu sehr bedrückten mich mit familiäre Belastungen.“

Die meisten Bilder von 2006 sind inzwischen übermalt, sind (wieder) auf wenige Formen reduzierte, weitgehend in Farbe ruhende und still beleuchtete Wälder und Wiesen; nicht mehr so grün wie vor Jahren, eher zu Gelb, Beige, Grau tendierend oder auch mal Blau in Blau (siehe Abbildung). Der Vergleich zeigt das Entscheidene, nämlich die Wandlung vom atmosphärischen Aussenbild, wie es die Impressionisten im Visier hatten, zur Suche nach dem subjektiv Wesentlichen. Bei Alfred Wirz heisst das, die für ihn engste Verbindung von Farbe, Form und Ausdruck finden. Die Hügel, die Felder, die Bäume sollen nicht koloriert erscheinen, sondern Farbe und Form, Bild und Ausdruck in einem sein. „Die Landschaft ist nur Gerüst“, sagt Wirz, „das Eigentliche ist die Malerei“.

Malerei ist immer künstlich, sie erzählt von Bildern, die wir – so es sich um gegenständliche Motive handelt – kennen, die aber in ihrer Erscheinung und ihrem Ausdruck vom Maler herstellt sind. Dieses Herstellen wiederum bedarf einer Konzentration, einer inneren Freiheit und die ist auch für einen Künstler nicht einfach gegeben. Gerade das macht die Ausstellung von Alfred Wirz bei Silvia Steiner an der Seevorstadt indes zu einer beglückenden Schule des Sehens, indem sie den unterschiedlichen Prozess der Wandlung vom Abbild zur gestalteten Malerei sichtbar macht.

Was für die Landschaften gilt, findet sich ebenso in den Stilleben, in denen die Flaschen, Früchte, Schalen noch viel deutlicher zu Farbe tragenden Form werden und darüber hinaus das wichtige Moment der Lichtführung einsichtig machen. Denn das Licht bildet die Parameter für die Schattierungen, den Wandel von hell zu dunkel und umgekehrt. Das setzt Alfred Wirz sehr bewusst ein. Lange nicht alle Bilder folgen dem klassischen Schema des Lichteinfalls von links oben. Gerade die nebenstehend abgebildete „blaue“ Landschaft zeigt, was passiert, wenn das Licht entgegen unserer links-rechts (Lese)-Gewohnheit zum Beispiel von rechts unten eingeführt wird.

Info: Vernissage heute Samstag, 31. Mai, 17-19 Uhr. Apéro: Sonntag, 15. Juni, 11 Uhr. Offen: Mi,Do,Fr 14-18, Sa 14-17, So (nur  1. Juni) 14-17 Uhr.