Grieb Deflorin Zaech in Siselen

Das alte Lied von der Liebe

www.annelisezwez.ch, Bieler Tagblatt 3. Juni 2008

Ars Amor heisst die  aktuelle Ausstellung in der Galerie von Regina Larsson in Siselen. Sie ist eine Hommage an den im Februar verstorbenen Toni Grieb.

In seinen späten Jahren war der in Cudrefin wohnhaft gewesene Berner Künstler Toni Grieb (1918-2008) als Bambus-Spezialist weltweit ein Begriff. Der Bambus sei ihm Farbe und Pinsel geworden, schrieb Fred Zaugg im Nachruf in „ Der Bund“.

Praktisch die Einzige, die sich seit Jahren um sein in die 1950er-Jahre zurückreichendes malerisches Werk bemühte, war  die Sisler Galeristin und Restauratorin Regina Larsson. Und jetzt ruft sie mit einigen ausgewählten, zum Teil grossformatigen Fotografien aus den 1970er-Jahren Toni Grieb als Pionier der künstlerischen Farb-Fotografie in Erinnerung.

Dass der Titel der Ausstellung deswegen „Ars Amor“ heisst, liegt auf der Hand. Grieb galt im Bern der 70er-Jahre als „Casanova“ und nutzte manche Begegnung für intime Fotosessions. Dabei ging es ihm allerdings nicht um Reportage, sondern um „Bildhauerei“. Seine Fotografien weiblicher Körper in teilweise extremen Perspektiven sind skulptural angelegt und nehmen deutlich an der Fotografie der 1920er- bis 50er-Jahre (Immogen Cunnigham, Bill Brandt etc.) Mass.

Was Grieb insbesondere hinzufügte, waren eigene Labor-Bearbeitungen mit Farbe und Kompositionen mit Verdoppelungen und Reihungen. Leider ist nur ein Teil des fotografischen Werkes erhalten; dieses aber zweifellos eine Kostbarkeit.

Auch wenn der Ausgangspunkt für Ars Amor die wohl erstmals öffentlich zugänglichen Werke Toni Griebs waren, so stehen den fotografischen und zusätzlich einigen malerischen Aktbildern Griebs doch die Werke des Bielers Jean-Denis Zaech  und, vor allem,  die eindrücklichen Mischtechniken (Aquarell, Stickerei, Fotografie, Malerei) der 43-jährigen Basler Künstlerin Simona Deflorin gegenüber.

Und als „Surplus“  ist eine köstliche Reihe frisch restaurierter chinesischer Blätter (Pigmente mit Reisleim auf Reispapier) aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu sehen. Ebenso humorvoll wie unverblümt werden da in brillanter Malerei „Daoistische Sexualpraktiken“ illustriert.

Dass Jean-Denis Zaech ausschliesslich ältere Arbeiten zeigt, die zwar ins Thema passen, aber nichts Erstaunliches in Erinnerung rufen, enttäuscht etwas. Nachhaltig schreiben sich indes die neuen Arbeiten Deflorins ein, die Erotik in der ganzen Ambivalenz von Verführung, Anziehung und Bedrohlichkeit ausspielen. Typisch ist dabei zunächst, dass nicht nur die Männer, sondern auch die Frau Erotik über den weiblichen Körper ausdrückt.

Simona Deflorin: Erotik im Spiegel des Selbst, Aquarell/Fotografie/Stickerei auf Leinwand, 2008. Bild: azw

Während es sich jedoch dort um Projektionen handelt, sind es bei den Frauen bildliche Erkundungen des eigenen Körpers. Das ist in den an Marléne Dumas erinnernden Aquarell und Stickerei kombinierenden Porträts ebenso spürbar wie in den geheimnisvollen, sich zwischen den Medien schlängelnden Fühl-Körpern mit fotografischen, gemalten und gestickten  Versatzstücken aus den Universen des Körperlichem, Tierischen und Pflanzlichen.

Info: Bis 29. Juni. Fr/Sa/So 14-19 Uhr.  Link: www.galerie25.ch