Peter Zacek in der Galerie Selz in Perrefitte 2009

Atempausen im Strom der Zeit

www.annelisezwez.ch       Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 17. April 2009

In der Performance-Szene ist er ein schweizweit Begriff: Peter Zacek. Doch nun präsentiert sich der Bieler in Perrefitte als Maler.  Mit Bildern die Bewegtem Ruhe entgegensetzen.

Performance ist Bewegung, Aktion, Geschehnis.  Das 2008 im Bieler Verlag clandestin erschienene Buch „Köppl/Zacek 1997-2007“ zeigte dies in Bezug auf Peter Zacek und seinen Performance-Partner Jörg Köppl auf. Doch jetzt lädt die Galerie Selz in Perrefitte – wo man immer wieder Bieler Kunstschaffenden begegnet – zu einer Ausstellung mit Malerei des 1962 in Wien geborenen Künstlers. Eines ist auf Anhieb klar: Diese Bilder sind nicht die Werke eines Performers, der aus einer Laune heraus zur Malerei wechselte.  Bilder, die in einem solchen Mass Ruhe und Spannung in Balance zu bringen vermögen, sind Resultate ausgereifter Beschäftigung mit Malerei.

Schon letztes Jahr verblüffte Peter Zacek in Biel im Rahmen des „Joli mois de mai“ und im Kontext von „Reçu“ in der Alten Krone mit Einblicken in sein haptisches bildnerisches Schaffen. Doch was sich dort als Auslegeordnung eines breiten Recherche-Feldes präsentierte, zeigt sich nun im Berner Jura als Konzentrat auf vielfach grossformatige Malerei.

Fragen drängen sich auf, insbesondere warum man Zacek nicht schon lange als Maler kenne. Er habe immer gemalt, sagt er in seiner typisch lakonischen Art. Früher habe er auch ausgestellt, wo es sich ergeben habe, aber als es dann mit der Performance so richtig losgegangen sei und sich eh niemand für Malerei interessierte, habe er nur noch für sich gemalt. Doch mit der Zeit, so der Künstler, sei es halt schon frustrierend, dass Performance so ephemer sei, nichts bleibe, nichts greifbar sei ausser Fotos und Videos. Nein, das Ende der Performance bedeute die aktuelle Ausstellung nicht , sagt er weiter, im Moment laufe gerade in Zug ein spannendes Performance-Kunst am Bau-Projekt  und zwei Filme seien auch en route, aber es sei ihm wichtig geworden auch den Gegenpol, die Malerei zu zeigen.

Zeigen darf sie sich wahrlich, auch wenn es Zeit braucht bis sie ihren Brennpunkt frei gibt. Denn die Bilder lassen sich weder formal noch inhaltlich auf Anhieb zu einer Einheit verbinden. Man sieht, dass jedes Bild mehrere Schichten aufweist, sieht sowohl räumliche Tiefe wie Zugedecktes. Man  stellt fest, dass malerisch Bewegtes und Konstruktives einander begegnen, doch benennen lässt sich das Sichtbare nicht so leicht respektive das Benennen der Fruchtkörper, Lamellen, Rotonden, Lianen führt nicht zum Ziel.

Womit er sich denn auseinandersetze, fragen wir ihn und die Antwort ist so knapp, wie es zu Peter Zacek gehört. Er sagt: „Die Welt“.  Und ergänzt, er lese viel, Politisches, Gesellschaftliches, Universales und er mache sich Gedanken. Offensichtlich ist es aber nicht das Einzelne, das haften bleibt, sondern im Gegenteil, das Detail erweist sich irrelevant bezüglich des Ganzen und darum verschwindet es im Bild, wird zugedeckt, ist höchstens noch als Irritation auf der abschliessenden Malhaut spürbar.

Letztlich gibt es auf dieser ungegenständlichen Ebene aber doch einen roten Faden.
Denn in praktisch jedem Bild gibt es Kompartimente, die in zumindest einer ihrer Schichten Knäuel, Wege, Wachsendes oder unscharf Flirrendes zeigen. Diese werden  von meist monochromen, geometrischen Formen so in Schach gehalten, dass das Bild still zu stehen scheint. Und zwar nicht einfach angehalten im Strom der Zeit, sondern  gewissermassen in Ruhe übergeführt.

 „Ja, die Bilder sind Endprodukte eines Prozesses durch verschiedene Stadien und Medien hindurch“, sagt Zacek. Mehr wisse er auch nicht, sie entstünden halt einfach und irgendwann seien sie „abgelegt“, seien sie so weit, dass man nichts mehr wegnehmen und nichts mehr hinzufügen könne.

Je länger man als Besucherin in der Ausstellung verweilt, desto mehr spürt man, dass  just dies die Qualität von Zaceks mit grosser Sorgfalt gemalten Bildern ist. Und dass sie dadurch gleichsam äusserster Kontrapunkt zur Performance sind.

Doch wo soll man die Bilder kunstgeschichtlich einordnen?  Darin, dass sich Informelles und vage Benennbares, Mikro- und Makro-Massstäbe durchmischen, macht sie zeitgenössisch. Gleichzeitig sind aber auch Merkmale der Malerei der 1960er/70er-Jahre erkennbar, als der Einfluss der amerikanischen Minimal-Art auch in Europa die Formen der Welt aufs Minimum reduzierte.

Info: Die Vernissage Peter Zacek in der Galerie Selz in Perrefitte bei Moutier findet am Sonntag, 19. April, 16.30 Uhr statt. Vorschau unter www.selz.ch. Finissage: 17. Mai. Offen:  Sa/So 14-18 Uhr.

Peter Zacek

Geboren 1962 in Wien; seit 1967 in der Schweiz
Lehre als Hochbauzeichner in Brugg, Vorkurs Schule für Gestaltung Basel
ab 1987 freischaffender Künstler (Performance, Malerei, Installationen, Aktionen)
Auslandaufenthalte, Reisen und Kooperationen
1989 erste Ausstellung mit Malerei in Aarau
lebt  ab 1994 in Porrentruy, ab 2002 in Biel
Seit 1997 Zusammenarbeit mit Jörg Köppl (Köppl/Zacek)
Vater zweier Söhne und einer Stieftochter       

Bildlegende:

Die Malerei von Peter  Zacek vereinigt bewegte Impulse und ruhende Flächen. Blick in die Ausstellung in Perrefitte. Bild: azw