Willi Müller (Nidau) in der Galerie Vinelz 2009

Im Bild die Natur neu erfinden

www.annelisezwez.ch   Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 23. April 2009

Willi Müller pflegt eine Malerei, die ihre Wurzeln bei Cézanne hat. Immer wieder gilt es die Natur im Bildgeviert neu zu erfinden. Was das heisst, ist in der Galerie Vinelz zu sehen.

Die Malerei des in Nidau lebenden Künstlers Willi Müller (geb. 1951) schlägt bezüglich Entwicklung, Wandlung und Erneuerung keine hohen Wellen. Wer seine letzte Ausstellung in der Galerie Vinelz vor knapp drei Jahren gesehen hat, wird den Malgestus, die Farben, die Motive wieder erkennen. Zwar stehen zurzeit Bilder mit Ästen voller Äpfel im Vordergrund, doch Apfelbilder gab es auch schon früher und die Quartiere, die Tische, die Stühle, die Garetten auf den Bildern der letzten zwei Jahre sind fast so etwas wie alte Bekannte.

Von Stillstand zu sprechen wäre allerdings verfehlt, denn warten wir nicht jedes Jahr sehnsüchtig auf dieselben Apfelblüten am Baum in unserem Garten und freuen uns jeden Frühling daran? Mehr noch, ist da nicht jedes Jahr die Sorge, der Baum könnte nicht mehr blühen und keine Früchte mehr tragen?

Solcherart mögen auch die Regungen des Künstlers sein, wenn er eine neue, kleine, mittlere oder grosse Leinwand in seinem Atelier aufspannt. Wird er es schaffen, dem mit Ölfarbe getränkten, breiten Pinsel jene Mischung aus Intensität, Skizzenhaftigkeit und Formwillen zu geben, welche zu einem Bild führt, das nicht die Natur abbildet, sondern mit den Mitteln der Malerei eine neue Natur erfindet?
Wird er Farbtöne finden, die sich gegenseitig steigern, die rot und blau, grau, gelb, grün, türkis mit weiss und schwarz zu ausgeglichener Spannung führen?

Weil der Künstler immer wieder zweifelt, muss er immer wieder neu beginnen und so entstand in mittlerweile 30 Jahren ein kontinuierlich geschaffenes, qualitätvolles Werk.  Zeitgenössisch im Sinne einer Virulenz für die Jetzt-Zeit mag man es nicht nennen, aber sehr wohl traditionell in einem positiven Sinn.

Dass die Malerei von Willi Müller dem Galeristen und Maler Martin Ziegelmüller besonders am Herzen liegt, ist nahe liegend, zeichnen sich doch auch Ziegelmüllers Werke dadurch aus, dass sie Malerei als einen Ort zwischen vertrauter Welt  und eigenständiger „Natur“ aus Farbe und Gestus betrachten.

Der eine wählt dafür freilich die Weite, des Juras zum Beispiel, der andere die „Kleinen Dinge“. Aber hier wie dort geht es darum, Malerei als Geschehen zu formulieren, das  sich im Betrachten der Werke fortsetzt.

Info: Ausstellung Willi Müller, Galerie Vinelz (bei der Kirche), bis 10. Mai. Offen: Samstag/Sonntag 13.30 – 18 Uhr. Link: www.willi-mueller.ch

Bildlegende:
Willi Müller: „Oepfelbild“, Oel auf Leinwand. Bild: azw