Peter Regli im CAN Centre d’Art Neuchâtel 2010

Subversive Kunst und ein Schwarzer Kubus

www.annelisezwez.ch     Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 11. Mai 2010

 

Peter Regli (geb.1959) hat die Haupträume des Centre d’art Neuchâtel (CAN) in eine raumgreifende, ortsspezifische, hintergründige und ästhetisch verführerische Installation verwandelt.

Der Zürcher ist bekannt für seine „Reality Hackings“; das heisst, er eignet sich Realität an, um sie verwandelt zu eigener Kunst zu erklären. Anlässlich von Utopics in Biel (Herbst 2009) stellte er zum Beispiel Bienen ein Opernhaus zur Verfügung.

Im CAN unterläuft er  Jackson Pollocks „Dripping“ und Richard Serras Blei-„Splashs“ indem er flüssiges Zinn auswarf und die silbrigfarbigen Kleckse  nach dem Erhärten teilweise wellenförmig aufrollte, aber auch zu einem Bilderfluss ausdehnte. Eine Holz-Konstruktion dient als Aussichtsplattform.

Regli bezieht sich dabei auf Amerigo Vespucci, nach dem Amerika benannt ist, obwohl er Jahre nach Kolumbus eintraf und somit eine Art Reality Hacker war. Seine Himmelsbeschreibung von 1503 war ihm Inspiration fürs CAN, umgesetzt mit abgewandelten Museums-Versatzstücken.

Das ist spannend, nicht zu verpassen und ein klares Signal. Nach Blütezeit (ab 1995) und Dornröschenschlaf will das CAN unter Arthur de Pury wieder überregionales Zentrum für zeitgenössische Kunst sein. De Pury scheut auch die Provokation nicht: Im Rahmen der 1000-Jahr-Feier 2011 soll Gregor Schneiders kaaba-ähnlicher schwarz-samtener Kubus als Teil der Ausstellung „Abstract Protest“ am Hafen aufgestellt werden. Das erhitzt bereits heute die Gemüter.

Info: Ausstellung (Rue des Moulins 37) bis 30. Mai. Offen: Mi-So 14-18, Do bis  20 Uhr.

Link: www.can.ch

Bild: zvg