Verena Thürkauf Galerie Roessli Balsthal 2010

Aus dem Nichts

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Annelise Zwez in Kunstbulletin Ausgabe Juni 2010

 „Müssen wir, um Neues denken zu können, neue Wörter erfinden?“. Der Satz ist mit einer alten mechanischen Schreibmaschine auf Durchschlagpapier getippt. Das A4-Blatt hängt mit weiteren Bild und Sprache hinterfragenden und über die Erscheinungsweise Erinnerung weckenden Blättern zwischen grossformatigen neuen Zeichnungen.


Auf diesen sind mit den Fingerkuppen „notierte“ Grafitstaub-Formen respektive –Bewegungsspuren zu erkennen. Verena Thürkauf (geb. 1955) arbeitet ebenso reduziert wie präzise und stets in installativen Zusammenhängen.


Die in den Arbeiten auf Papier herausgeforderte Reflektion wird im 2ten Galerie-Raum zum Thema selbst. Aus dem Ablauf am Ende einer in den Boden eingelassenen Rinne dringt flach ausgerichtetes Licht. Es trifft auf kleine Glaskugeln, die es reflektierend in den Raum weiten.

Im Gewölbe-Keller nebenan multiplizieren sich derweil handliche weiss bemalte Karton-Kuben zu fragilen Konstellationen. Wie die Sprache, das Denken und die Zeit sei auch die Wahrnehmung von Raum instabil und zu hinterfragen, scheint die Basler Künstlerin damit auszudrücken.


„Aus dem Nichts“ nennt sie die Ausstellung. Es geht somit nicht (mehr) um die Reduktion von Welt-Fülle in Sprach-Bilder, -Klänge und -Objekte sondern neu um die Rückkehr von Nullpunkt her. Ums Ertasten von Zeichnung mit den Fingern, um Licht und Raum für neue Wörter zuhanden neuer Gedanken im Zeitfeld der Gegenwart. 


 Balsthal Galerie Rössli, 6. – 27. Juni 2010