www.annelisezwez.ch      Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 25. Mai 2011Выполнение отверстий в древесине

Etwas provokant nennt Urs Stooss seine kleine Ausstellung in der Expo-Cabane in Muntelier am Murtensee „Hits & Nieten“.

Auch neun Jahre nach der Expo.02 sind immer noch vier der einst sieben rostigen „Cabanes“ von Jean Nouvel in Betrieb und alle im Dienst der Kunst; eine in Magglingen, eine im Areal der Engel AG in Biel, eine in Bümpliz und eine am Originalort am Ufer des Murtensees, wo sie im Sommerhalbjahr als eine Art Gemeindegalerie betrieben wird.

Aktuell ist der Berner Künstler Urs Stooss (* 1943) mit „Hits & Nieten“ zu Gast. Der etwas irritierende Titel meint nicht „gut und schlecht“, sondern weist auf ein Dilemma im Schaffen des Bildermachers. Er hat sich mit Bildern von Figuren, die sich in einem weiten Feld ohne jegliche Verortung bewegen, ein derartiges „Label“ geschaffen, dass er den „Geist“ den er rief nun nicht mehr los wird.

Wer kauft – und es gibt der Sammler viele – will einen typischen, einen „goldenen“ oder allenfalls einen perlmuttfarbenen „Stooss“. Sucht  er andere Wege, lässt er zwei Soldaten in einem roten Feld defilieren oder gewährt einem original von Géricault gemalten „Grande“ einen Auftritt in der stoossschen Technik zwischen Fotografie, Photoshop und Malerei, so bleibt der Künstler darauf sitzen; niemand interessiert sich dafür. Und so stellt er jetzt eben „Hits“ (verkäuflichen) und „Nieten“ (unverkäuflichen) Werke miteinander aus.


Ganz unbegreiflich ist der Geschmack des Publikums nicht: Die in den „Hits“ bis an die Konturen der Figuren herangeführte monochrome Deckschicht versenkt die in verschiedene Richtungen Gehenden in eine Bild-Schicht, die uns visuell zwar nicht gänzlich fremd ist, aber dennoch nicht greifbar ist. Und dieses „weder-noch“ fasziniert.

Einen kleinen „Haken“ schlägt Stooss im Bild „Stummfilm“. Es geht – ausnahmsweise – nicht von einer eigenen Fotografie aus, sondern von der Abbildung einer Stummfilmszene. Diese wird in gewohnter Manier mit Perlmutt-Pigmenten auf ein „abstraktes“ Figurenbild reduziert, ohne jedoch die Protagonisten vorgängig zu schematisieren. Damit kommt ein verstärktes erzählerisches Moment hinzu, das zudem auf die immer schon präsente Nähe der „klassischen“ Bilder von Stooss zum Filmischen verweist.

Nichts währt ewig. So könnten die Tage der „Cabane“ in Muntelier gezählt sein, denn der Zahn der Zeit nagt an den hölzernen Pfählen. Diese  zu ersetzen oder die Konstruktion zu verstärken, kostet indes Geld. Und dieses will bisher niemand aufwerfen; auch die Gemeinde nicht. Schade oder einfach nur der Lauf der Dinge? Vermutlich ersteres, weil die Arteplage der Expo.02 in Murten/Muntelier ein Markstein in der jüngeren Geschichte war und dieser nur „lebendig“ bleibt, wenn sichtbar  daran erinnert wird.

Für dieses Jahr steht das noch nicht an: Für August ist sogar eine spannende Ausstellung programmiert, soll sie doch den vor Ort aufgewachsenen jungen Schweizer Shooting Star Fabian Marti (*1979) erstmals „zuhause“ zeigen. Wie zahm oder provokant sich der mit einer selbst entwickelten Scanner-Fotografie, kombiniert mit ethnologischen Motiven bekannt gewordene Künstler dabei geben wird, ist abzuwarten.

Info: Die Ausstellung Urs Stooss an der Seepromenade in Muntelier dauert bis 11. Juni 2011. Sa/So 14 – 17 Uhr.

 

Bildlegende:

Urs Stooss zwischen „Hits“ und „Nieten“ in seiner Ausstellung in Muntelier. Bild: azw