www.annelisezwez.ch    Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 2. Mai 2011ir-leasing.ru

Die Stiftung Centre Pasquart sucht über ein grosses, zweiseitiges deutsch-französisches Inserat im „Kunstbulletin“ einen neuen Direktor, eine neue Direktorin für das Museum Pasquart.

Noch bis Ende 2011 ist Dolores Denaro Leiterin des Museums Pasquart; zur Zeit allerdings handicapiert durch einen komplizierten Beinbruch. Hinter den Kulissen wird ihre Nachfolge vorbereitet. Dieser Tage erschien im „Kunstbulletin“ – der wichtigsten prioritär auf die Schweiz ausgerichteten Kunstzeitschrift – ein ambitiöses, zwei volle Seiten beanspruchendes Inserat: „Die Stiftung Centre Pasquart sucht einen Direktor, eine Direktorin 100% für das Kunsthaus“ – „La Fondation Centre Pasquart met au concours le poste de Directeur/Directrice 100% du Centre d’art“.

Bis zum 17. Juni können Fachleute, welche das Anforderungsprofil erfüllen, ihre Dossiers einreichen.  Das Wahlgremium besteht aus fünf Mitgliedern, nämlich: Jean-Pierre Bechtel, Heidi Schwab, Robert Spycher (Leitungsausschuss Stiftung Centre Pasquart), Verena Lafargue (Delegierte des Kantons in der Stiftung) und Urs Dickerhof (Stiftungsrat und ehemaliger Leiter der Schule für Gestaltung).

Was die Voraussetzungen anbetrifft, so unterscheidet es sich von vergleichbaren Ausschreibungen vor allem durch zwei Punkte:  Zum einen verlangt es entweder einen Universitätsabschluss oder eine gleichwertige Ausbildung oder entsprechende Erfahrung. Damit werden – was ebenso selten wie begrüssenswert ist –  die Türen für kreative Köpfe mit ungewöhnlichen Biographien geöffnet. Das könnte eine Chance sein. Zum andern ist da die Zweisprachigkeit:„Ihre Muttersprache ist Deutsch oder Französisch. Zugleich verfügen sie über ausgezeichnete Kenntnisse der jeweils anderen Sprache sowie über gute Englischkenntnisse“. Wie die Erfahrung lehrt, wird dieser für Biel/Bienne  zwingende Bilingue-Passus vielen möglichen Kandidaten und Kandiatinnen ein Bein stellen. Denn schon im Aargau, und weiter östlich noch viel öfter, finden Gespräche über den „Röschtigraben“ hinweg mangels ausreichender Französischkenntnisse oft in englischer Sprache statt. Und umgekehrt ist in Neuenburg und Lausanne Deutsch oft ein Synonym für „spanisch“.

Wie viele Bewerbungen eingehen werden, ist offen. Vielleicht nicht allzu viele. Denn die Frage, wer den Mut hat, das überaus umfangreiche Pflichtenheft auf sich zu nehmen nachdem er oder sie die finanzielle Situation, die Grösse des Hauses, das Lohn-Angebot, den Stellenetat von lediglich 180% (exkl. Sekretariat etc.)  realisiert hat, stellt sich nachdrücklich. Das Pasquart sei gemessen an Grösse, Budget und Stellenprozenten schlicht eine Unmöglichkeit, sagte kürzlich ein Luzerner, der Biel gut kennt.

Präferenzen hat das Auswahlgremium keine. Alles hänge von den Kandiaturen ab, sagt Jean-Pierre Bechtel. Nachdem nun eine Frau am Ruder war, könnte es ein Mann sein; nachdem nun eine Deutschschweizerin die Geschicke leitete, könnte es ein Romand sein…könnte, könnte, könnte. Fakt ist, dass aktuell eine Deutschschweizerin als „wissenschaftliche Mitarbeiterin“ fest angestellt ist. Die Baslerin Irène Zdoroveac kam anfangs 2010 nach Biel, um Caroline Nicod während des Urlaubes von Denaro  zu unterstützen und rückte nach dem Abgang von Nicod definitiv in deren Fussstapfen. Sie würde gerne in Biel bleiben, sagt sie.

Summa summarum kann man sagen, die Stiftung muss wohl auf Risiko setzen, muss das Potential von Kandidaturen einschätzen, die viel versprechen und die möglicherweise erste Stelle an der Spitze eines Hauses als ihre grosse Chance betrachten – finanziellen und anderen Bedingungen zum Trotz.  Eigentlich ist das dieselbe Ausgangssituation wie bei der Wahl von Dolores Denaro 2001. Und sie hat, vor allem was die Programmierung und die Finanzen anbetrifft, in ihrer Zeit Markantes geleistet.