Eröffnung der Art-Etage (ehmals Galerie Quellgasse) in Biel 2008

Bereichert die Kunst im PasquArt

www.annelisezwez.ch    Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 4. Dezember 2008
 
Die Galerie Quellgasse  heisst neu Art-Etage und bespielt im ehemaligen Altersheim PasquArt ein ganzes Stockwerk als Raum für Kunst. Morgen Freitag ist Eröffnung – eine tolle Sache.

Es war rechtlich wie optisch immer klar:  Das Altersheim PasquArt gehört zum Gebäudekomplex des Centre PasquArt. Weniger klar war länger, was mit  dem sich in eher schlechtem baulichem Zustand befindlichen Haus nach dem Auszug der Altersheim-Bewohner geschehen sollte.

Jetzt bahnt sich das Happy End an. Die Angestellten des Museums und seiner Centre-Partner bezeichnen ihre zweckmässig umgebauten Räume im Soussol als überraschend angenehm. In den oberen Stockwerken wird getanzt und vor allem Kunst gemacht. Sieben Bieler Kunstschaffende haben sich daselbst nach aufwän-digem „Do-it-yourself“-Einsatz eingerichtet. Und morgen Freitag wird die öffentlichste Zone des PasquArt-Annex eröffnet: Die Art-Etage. Auf knapp 150m2 Fläche mit Nischen und Nebenräumen wird fortan aktuelle Kunst gezeigt und parallel dazu Kunst-Bücher, Websites und andere grafische Aufgaben konzipiert.

Der 55-jährige Solothurner Galerist Alfred Maurer, der vor vier Jahren an der Quellgasse die Galerie „gq3“ eröffnete, wagte einen Quantensprung und hofft  die Art-Etage, nun in Partnerschaft mit der 33-jährigen Noémi Sandmeier,  als über die Region hinaus wichtige Galerie positionieren zu können. 

Das Programm soll aus seiner eher zurückhaltenden Konzeption hinaustreten und Regionales, Nationales und international Vernetztes, wie zum Beispiel in Paris oder Berlin lebende Schweizer Kunstschaffende, zeigen.

 „Wir rechnen fest damit, dass uns der Standort in der Bieler Museumsmeile viele neue Kunstinteressierte bringen wird“, sagt Alfred Maurer. Er selbst wird freilich nur ab und an in der Galerie anzutreffen sein, hält ihn doch seine Tätigkeit  als Leiter der  Schule für Gestaltung in Biel  auch anderweitig auf Trab. Doch gerade die Nähe zur Schule, zu den als Lehrer in Biel tätigen Künstlern und seine schweizweiten Kontakte auf jeder Ebene des Kunstbetriebs sollen die Galerie beflügeln. „Möglich ist das freilich nur, weil Noémi Sandmeier mit mir am selben Strick zieht und mit unendlich viel  Engagement und Begeisterung mitarbeitet“, betont Maurer.

Es ist mutig, in einer Zeit sich weltweit rapid verschlechternder Wirtschaftslage, die den internationalen Kunstmarkt bereits erfasst hat und sich zweifellos bis hinunter nach Biel auswirken wird, eine Art-Etage zu eröffnen. Denn trotz der Synergien mit dem Grafikbüro gff (Gestaltung Form Funktion) muss sich die Galerie letztlich durch Verkäufe finanzieren. Wer Kunst  als etwas Wichtiges betrachte, werde auch in Zukunft mit Kunst leben wollen, ist der Tenor der beiden Verantwortlichen. Man   kann nur hoffen, dass ihr Idealismus von der Realität nicht Lügen gestraft werden wird.

Im Moment  ist die Eröffnung der Art-Etage für Biel eine tolle Sache, denn die Räumlichkeiten eignen sich hervorragend als Galerie, bieten doch die ehemaligen Bewohnerzimmer Nischen, in denen verschiedene Kapitel Kunst sowie auch Videos und Installationen gewinnbringend präsentiert werden können. Das wiegt auf, dass für Grossformate nicht genügend Distanz  möglich ist.

Eine erste Kostprobe bieten ab morgen jene Kunstschaffenden, die im neuen Atelier- und Kulturhaus an der Seevorstadt 71 tätig sind.

Es sind dies: Das mutimedial und international tätige Haus am Gern (Rudolf Steiner/Barbara Meyer-Cesta), die Bieler Kulturpreisträgerin Hannah Külling. Ferner der auch als Techniker im Museum PasquArt tätige Jerry Haenggli und die erfolgreiche Bieler Künstlerin chinesischer Abstammung Luo Mingjun. Last but not least haben auch die Fotokünstlerin Tiziana De Silvestro sowie die Grafikerin und Malerin Liselotte Togni ihren Arbeitsort ins neuen Atelierhaus verlegt.

Die Ausstellung zeigt zum Teil Bekanntes – etwa die anhand von Fotos Kindheits-Erinnerungen evozierenden Zeichnungen von Luo Mingjun – aber auch Überraschungen wie die weltkugelartigen Ich-Universen von Hannah Külling, welche die Installations-künstlerin als Malerin zeigen. Geradezu eine „Retrospektive“ hat der dunkle Gestalten in nächtlichem Licht malende Jerry Haenggli inszeniert, während Tiziana De Silvestro Einblick in die neue Serie fotografischer Selbstporträts im Blitzlicht von Spiegeln in Bädern oder Toiletten von Bistros oder Hotels präsentiert. 

Einen Akzent setzt die Installation von Haus am Gern. Mit Stromkabeln, wie sie von Tierweiden bekannt sind, hat das Duo eine ornamentale, im wahrsten Sinne spannungsvolle Wandarbeit konzipiert. Die Gleichzeitigkeit von Ordnung, Form und Gefahr bannt sämtliche Sensorien; umsomehr als die Wand vis-à-vis mit einem Muster aus Schusslöchern aufwartet. Wohltuender sind da die freie und doch geballte Formen einfangenden Bilder von Liselotte Togni.

Info: Bis 17. Januar (ausser 21.12.-6.1. 09). Mi-Fr 14-18, Sa 11-18 Uhr. Link: www.art-etage.ch.

Centre PasquArt
Im PasquArt-Annex  sind die Büros des Museums, des Photoforums, des Kunstvereins, der Fototage sowie der Plastikausstellung untergebracht.
Die Art-Etage befindet sich im 1. Stock.
Der Eingang ist auf der Rückseite des Gebäudes.
Die Adressbezeichnung heisst Seevorstadt 71
Zum Centre PasquArt zählen auch das Filmpodium und der Espace libre.