Virginia Buhofer Portrait 2009

Vielleicht suche ich immer noch das eine Bild

www.annelisezwez.ch       Annelise Zwez in Aargauer Zeitung vom 3. März 2009

Kunst Vor 50 Jahren kam die Spanierin Virginia Buhofer-Gonzáles  nach Aarau. Und noch immer schafft die 77-jährige Malerin jeden Tag.  Neues und Älteres ist ab 7. März in Rothrist zu sehen.

„Wenn Rosa-Töne kommen und sich mit Blau verbünden, warum sollen sie das nicht; heute darf ich alles“, sagt Virginia Buhofer im Gespräch im alten, hölzernen Aare-Atelier, das einst der Maler Hans Eric Fischer für sich erbaut hatte. Ihr künstlerisches Werk hat seine prägende Form in der Zeit des Informel in den 1960/70er-Jahren gefunden. Zu Beginn der 1950er-Jahre hatte Virginia Gonzáles im Prado in Madrid die alten Meister kopiert, bis ihr eines Tages der Aarauer NZZ-Kultur-Journalist Frédéric Buhofer über die Achsel schaute… Seit 1958 wohnt das Paar in Aarau.

Ein Glücks-Fall war für die junge Malerin die Begegnung mit der ebenfalls durch Heirat in den Aargau verpflanzten Berliner Itten-Schülerin Ursula Fischer-Klemm (1908-2002). UKL, wohnhaft in Dottikon, wurde nicht einfach ihre Lehrerin – die beiden Frauen encouragierten sich gegenseitig, malten, besuchten Ausstellungen, bildeten gar ein kleines Kulturzentrum, wo auch andere gerne mit diskutierten. Wenn sie auch später wieder eigene Wege gingen, so blieben sie doch ein Leben lang verbunden.

Virginia Buhofer brachte in ihrem künstlerischen Gepäck eine starke Beziehung zur Malerei von Picasso mit. In den 1960er-Jahren formen sich auf ihren Leinwänden Körper, Figuren, Frauen im Dialog. Nicht ganz so radikal wie beim Spanier, doch deutlich im Klima der Zeit stehend. Die persönliche Entdeckung von Serge Poliakoffs Werk bringt die definitive Wende zur Ungegenständlichkeit, in der die Akteure einzig Farbe und Form sind.

 „Ich kann bis heute nicht sagen, warum ein Bild gut ist und ein anderes nicht, ich muss einfach so lange suchen und ausprobieren, bis es stimmt“, sagt die Künstlerin. Und fast nebenbei ergänzt sie: „Eigentlich male ich immer am selben Bild.“ Und weil dieses „Bild“ nichts Statisches ist, sondern Spannung, Bewegung, Gespräch ist sie bis heute auf der Suche und bis heute täglich im Atelier an der Arbeit.

Grundlegend verändert hat sich ihr Stil nie – wohl kamen neben charakteristischen Rot-Schwarz-Tönen viele andere Farbkombinationen – zum Beispiel Orange und Blau – hinzu, brachen die Formen teilweise auf, gewann die Linie als gestisches Element an Bedeutung, doch zentral blieb immer das Spiel der Kräfte im Geviert der oft grossformatigen Leinwände oder auch mal kleineren Papiere. Regelmässig sah man ihre Werke insbesondere in der Galerie 6 in Aarau. Karrieredenken war ihr zeitlebens fremd und so war und ist ihr Radius vor allem der Aargau.

Was in jüngster Zeit auffällt, ist eine Art Rückkehr der 1960er-Jahre, der Zeit als andeutungsweise Figürliches die Balance der Komposition hielt. „Wenn sich Figuren melden, warum soll ich sie dann verscheuchen?“, meint die Künstlerin mit dem ihr eigenen Augenzwinkern und man merkt dahinter die  innere Lust an der malerischen Freiheit, welche sie mit 77 Jahren und einem längst geschaffenen Oeuvre heute geniesst.

Die kommende Ausstellung bei Willi und Elisabeth Hofer in Rothrist wird zeigen, dass Virginia Buhofers kraftvolles Alterswerk eine Entdeckung der Künstlerin – inzwischen eine der Doyennes der Aargauer Kunstszene –  durch jüngere Generationen mehr als nur rechtfertigt.

Info: Ausstellung Virginia Buhofer im KUKU (Kunst und Kultur in der Alten Spinnerei) in Rothrist, 8. März bis 4. April 2009. Vernissage: Sa, 7. März, 17 Uhr. Fr 17-21, Sa/So 14 – 18 Uhr.

Anmerkung: Das Bild auf der Porträtaufnahme von Raphael Hünerfauth heisst: „Zwei Figuren unterwegs“, rückseitig datiert  2008.