Bieler Fototage 2008 Kommentar

Kein Coup de foudre

www.annelisezwez.ch Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 5. September 2008

Das Plakat der Bieler Fototage 2008 verspricht ein witziges, kreatives, goldenes Foto-Festival, ganz im Sinne der „Fous d’images“, welche die Fototage einst ins Leben riefen. Die Realität hält dieses Versprechen leider nicht. Die Bieler Fototage 2008 sind eine, durchaus seriöse Reihe kleiner Ausstellungen an verschiedenen Orten, aber kein Festival.

Das Engagement der beiden Co-Kuratorinnen Hélène Joye-Cagnard und Cathérine Kohler ist nicht anzuzweifeln, aber sie haben vergessen, dass eine Ausstellung, die sich mit der inszenierten Fotografie befasst, auch selbst in Szene gesetzt werden sollte.  Stattdessen beschränkt man sich auf die obligaten Räume, wagt nicht einen einzigen Ausbruch und zeigt Werke, die zwar Qualität haben, aber keinen Zündstoff. Wären da nicht die Bricoleure Taiyo Onorato und Nico Krebs, die Biel als Bilder-Baustelle mit inszenierten Trouvaillen aus der Stadt präsentieren (Museum Schwab), es gäbe kaum etwas zu schmunzeln. Ein Festival ist aber ein Event und muss als solches den Spagat zwischen Kunst und Verführung wagen.

Vorgängerin Barbara Zürcher versuchte es mit emotionalen Themen zwischen Körper, Tod und Leben; mit Erfolg. Joye/Kohler gehen analytischer ans Werk und untersuchen Felder, die relevant sind für die Fotografie, aber weder gesellschaftlich noch politisch brisant. Damit lösen sie  kein „das muss man gesehen haben“ aus.

Es kommt hinzu, dass sowohl „Non-Lieux“ (2007) wie „Make believe“ (2008) so breit interpretiert werden können, dass man nach einem ersten Rundgang zum Schluss kommt, Fotografie sei fast immer inszeniert oder, anders ausgedrückt, das Thema sei zu wenig stringent umgesetzt.

Noch etwas: Ein Festival braucht Leuchttürme. Mit wenigen Ausnahmen (etwa Chantal Michel) zeigen die Fototage unbekanntere oder gar Schulabschluss-Essays. Das kann sinnvoll sein, aber nur wenn klingende oder verrückte Namen (erinnert sei an Kubricks fotografisches Frühwerk, 1999) Brücken schlagen. Doch die fehlen.